Armen Menschen helfen und dafür solide Renditen erhalten, auch in Krisenzeiten? Das geht: mit Mikrofinanzfonds.

So funktionieren Mikrofinanzfonds
2015 erhielt Roberto Gómez Morán seinen ersten Mikrokredit – 500 US-Dollar. Damit konnte der Landwirt aus Panama seinen kleinen Bauernhof ausbauen. Als das erste Darlehen zurückgezahlt war, nahm Morán ein zweites auf, später noch weitere. Heute ist der Hof so groß, dass auch Moráns sechs Brüder dort arbeiten, in der Hochsaison zudem die Nachbarn. Morán züchtet Geflügel und baut Mais, Bananen und Straucherbsen an – ohne den Einsatz von Chemikalien.

Wie Morán gelingt es vielen Kleinstunternehmern in ärmeren Weltgegenden, sich mit Mikrokrediten aus der Armut herauszuarbeiten. Das Kapital für diese Kredite sammeln Mikrofinanzfonds ein. Sie verleihen das Geld an sogenannte Mikrofinanz-Dachorganisationen. Die wiederum vergeben es an Mikrofinanzbanken vor Ort in den Zielländern. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Banken bringen das Geld zu den Kundinnen und Kunden. Manchmal fahren sie dazu mit dem Moped durch den Dschungel; später holen sie auf dieselbe Art Zinsen und Rückzahlungen ab.

Weil ein Mikrofinanzfonds in der Regel mit Dutzenden von Mikrofinanzinstituten zusammenarbeitet, verteilen sich die Risiken. Hin und wieder gerät zwar eine Mikrofinanzbank in Schwierigkeiten, derzeit vor allem in Ländern, die besonders stark unter der Corona-Pandemie leiden. Insgesamt haben sich die Mikrofinanzfonds in den letzten Jahren jedoch als sehr solide erwiesen, auch wegen der extrem hohen Rückzahlungsmoral der Kreditnehmer. Denn ein Mikrokredit ist für viele arme Menschen die einzige Möglichkeit, sich eine Existenz aufzubauen.

Stabile Wertentwicklung
Auf fünf Jahre gesehen erzielten die Mikrofinanz Fonds insgesamt Wertzuwächse zwischen 3,3 und 9,0 Prozent (Stand aller Daten in diesem Artikel: 31.10.2022). Im Vergleich mit anderen eher defensiven Geldanlagen sind das solide Renditen. In der Coronakrise verloren alle Mikrofinanzfonds zwischenzeitlich an Wert. Allerdings nicht viel. Und auch nicht in erster Linie wegen Kreditausfällen, sondern wegen der Bewertungsmethoden der Fonds.

Krisenerprobte Kreditnehmerinnen
Viele Mikrofinanzkunden (über die Hälfte sind Frauen) kommen auch deshalb gut durch die Coronakrise, weil sie ihre Kreditraten zwischenzeitlich aussetzen konnten. Mittlerweile haben die meisten ihre Zahlungen nachgeholt.

Vorbildliche Nachhaltigkeit
Das aus nachhaltiger Sicht wichtigste Argument für Mikrofinanzfonds: Sie haben eine sehr hohe soziale Wirkung. Denn in armen Regionen der Welt kann eine Schneiderin oft schon mit einem kleinen Kredit eine Nähmaschine erwerben und sich selbstständig machen. Herkömmliche Banken vergeben solche Kleinstkredite jedoch meist nicht. Sie befürchten dabei mehr Aufwand als Ertrag.

Vor allem aber leben in Schwellen- und Entwicklungsländern viele Menschen nicht in der Nähe einer Bank. Sie könnten sich vielleicht Geld bei einem lokalen Kredithai leihen, die Zinsen sind dann aber exorbitant hoch. Mikrofinanzen helfen hier. Dabei sind auch die Mikrokredite nicht billig, sie werden oft mit 15 bis 30 Prozent pro Jahr verzinst. Das ist stattlich, liegt aber noch weit unter den Tarifen lokaler Geldverleiher.

Die Zinsen sind meist auch nur prozentual sehr hoch – die realen Summen sind oft niedrig. Wenn ein Kreditsachbearbeiter per Moped 500 Dollar zu einer Kundin oder einem Kunden im Dschungel bringt, ist das teuer. Der Zinsaufwand liegt dennoch pro Halbjahr (und bei einem Zinssatz von 20 Prozent) nur bei 50 Dollar. Dicke Gewinne fahren Mikrofinanzinstitute mit solchen Krediten nicht ein.

Quelle
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