Auswirkungen der Zinswende in Europa

Am 21.07.22 war es so weit: Die Europäische Zentralbank (EZB) hob das erste Mal seit fast elf Jahren die Leitzinsen an. Anleger und Sparer müssen wissen, welche Auswirkungen das bereits jetzt hat und auf welche Entwicklungen in der näheren Zukunft sie sich einstellen müssen.

Die letzte Zinserhöhung fand im Jahr 2011 statt. Im Juli 2022 erfolgte nun eine deutliche Anhebung von null auf 0,5 Prozent. Weitere Zinsanhebungen sollen folgen. Einige Experten gehen davon aus, dass bereits im Frühjahr 2023 ein Niveau von 1,5 Prozent erreicht sein könnte. Mit der Ankündigung waren auch einige andere Änderungen verbunden wie zum Beispiel das Wegfallen der Strafzinsen für geparkte Gelder. Die Anhebung der Leitzinsen ist eine Reaktion auf die hohe Inflation im Euroraum.

Grundsätzlich bedeutet eine Zinsanhebung, dass auch die durch Kreditinstitute angebotenen Sparzinsen steigen sollten. Einige Anbieter auf dem Markt haben bereits angekündigt, dass sie auf die Spareinlagen ihrer Kunden wieder positive Zinsen zahlen möchten. Die Banken reagieren auf Änderungen der Leitzinsen zumeist schnell und passen ihre Zinssätze für Tages- oder Festgeld entsprechend an. Da der Strafzins auf Bankeinlagen entfällt, ist auch die Zeit der Negativzinsen für Sparer vorbei. Das sind insgesamt gute Nachrichten.

Und was sind die Auswirkungen der Zinswende auf Anleger, die ihr Geld in Aktien investieren? Für sie ist eine Leitzinserhöhung im Normalfall keine gute Nachricht. Anleihen sind dadurch im Vergleich zu Aktien attraktiver, woraus Umschichtungen resultieren können, welche dann die Kurse an den Aktienmärkten unter Druck setzen könnten.

Die Auswirkungen der Zinswende auf Immobilienkredite verdienen besondere Beachtung. Für diese Investoren stellen steigende Marktzinsen eine Anstrengung dar. In den Jahren vor der Zinswende war die Baufinanzierung historisch günstig. Teilweise lagen die Zinsen für Baufinanzierungsangebote der Banken bei weniger als einem Prozent bei Zinsbindungen von zehn Jahren und länger. Dieser Baufinanzierungszins ist bereits jetzt stark angestiegen. Solange die Zinsbindung gilt, sind Sie von den Auswirkungen der Zinswende nicht betroffen. Für alle anderen verteuern sich die Darlehen spürbar. Mit jedem Zinsschritt nach oben müssen die Betroffenen höhere Darlehensraten bedienen. Das könnte einige Haushalte irgendwann überfordern.

Merken die Verbraucher die Leitzinserhöhung auch im alltäglichen Konsum, wenn dieser Schritt der Inflation entgegenwirken soll? Mit sinkenden Preisen etwa im Supermarkt oder niedrigeren Lebenserhaltungskosten ist nicht zu rechnen. Der extrem schnelle Preisanstieg der letzten Monate sollte aber zumindest etwas gedämpft sein. Die Inflation wird weiterhin insbesondere von den hohen Energiepreisen getrieben. Hintergrund sind die derzeit hohen Preise an den internationalen Rohstoffmärkten – auf diese hat die EZB aber keinen Einfluss.

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